Doppelwochenbericht
30.9. bis 2.10.24 und 7.10. bis 11.10.24
Die Kinder haben einen Laden geöffnet und verkaufen Lose und andere Dinge. Sie stellen verschiedene Dinge her. Es werden ständig Preise verhandelt, geklärt, wer welche Aufgabe übernimmt. Ein Kind kauft 30 Lose für € 60.000. Eine kluge Investition oder ist das schon Spielsucht?
Im ruhigeren Weltraum halten sich zurzeit ziemlich viele Kinder auf und lernen dort auf ihre Art. Die Lernbegleiter dort wechseln immer mal wieder das Material, welches im vorderen Raum auslegt. Nach den Comics und der Spiegelstation ist es nun Material zum Thema Steinzeit. Auf dem mittleren Bild seht ihr Schwungübungen, um ins flüssige Schreiben zu kommen. Das ist gar nicht so einfach, wie es aussieht – in dieser Größe erst recht nicht.
Es gibt so Sachen, die bleiben einfach spannend und werden von den Kindern immer wieder hervorgeholt. Die Geobretter (siehe oben) gehören eindeutig dazu und haben einen großen Aufforderungscharakter. Damit kann man so viel machen, es macht einfach Spaß. Dass das alles Mathe ist, merkt man dabei nicht unbedingt. Ja, spielen hat seine ganz eigene Magie. Die Kinder (und Lernbegleiter) lernen hierbei mit Leichtigkeit, obschon sie konzentriert und vertieft in ihre Sache sind.
Tanja ist mit der Abschlussgruppe in eine Geschichtsepoche gestartet. Gemeinsam werden Zeitleisten nach unterschiedlichen Aspekten gegliedert (Prähistorie/Historie – Dreiperiodensystem – Kulturepochen bis zur Völkerwanderung). Hierbei wird u.a. deutlich, dass Geschichte rekonstruiert und je nach Fragestellungen anders beurteilt werden kann. Daraufhin arbeiten die Jugendlichen selbstständig anhand von Texten zu den Sumerern und Ägyptern.
In der zweiten Woche erarbeiteten sich die Jugendlichen anhand von Textquellen zunächst das antike Griechenland. Sie gestalten Plakate dazu und präsentieren ihre Ergebnisse in einem kleinen Vortrag. Später haben sie die Ereignisse des Altertums zeitlich eingeordnet und sich einen Überblick über das Mittelalter und die Neuzeit verschafft. Sie überlegen: Was kann als Quelle zur Rekonstruktion von Geschichte herangezogen werden? Welche Aspekte gibt es jeweils zu bedenken z.B. Umgang mit Zeitzeugen?
In Englisch arbeiten die Jugendlichen grade konzentriert an zwei MSA-Prüfungstexten: „Dirkules“ und „Picking up trash is trending“. Die Fragen sind manchmal ganz schön tricky, aber gemeinsam finden wir die richtigen Antworten.
In Deutsch schauen sie sich die Aufgabenstellungen des Sprachteils einer MSA Prüfung an. Aus den Aufgabenstellungen leiten sie ab, welche Bereiche der Grammatik und Sprachbetrachtung noch behandelt werden müssen. Die Gruppe entscheidet, dass sie mit dem Bereich Satzbau und Kommasetzung beginnen wollen. Nach Andreas einführender Erklärung üben sie selbstständig.
Einige Kinder genießen unsere Vorlesezeit. Sie dürfen sich eine Geschichte auswählen. Die Kinder hören die ganze Zeit über aktiv und aufmerksam zu.
Manche Kinder lernen in der letzten Zeit gern mit Apps, wobei diese Phase grade wieder abflaut. Ein anderes Kind macht sich mit der Steuerung eines Laptops vertraut. Wie navigiere ich auf dem Bildschirm mit dem Trackpad, wie wähle ich Objekte aus und bewege sie?
Beim Naturtag waren wir an einer geheimen Stelle im Wald und haben Esskastanien gesammelt. Die Kinder waren erstaunt über die Menge -und natürlich sehr erfreut über die Geschenke der Bäume. Sie haben überlegt, mit wem sie ihre vielen Kastanien teilen wollen, und auf welche Art und Weise man sie zubereiten kann. Außerdem konnten wir sehen, wie schlau die Natur es eingerichtet hat, dass die Esskastanienbäume vermehrt und verbreitet werden.
Gemeinsam in kleinen Gruppen lernen macht Spaß! Die „neue Lerngruppe ab 12“ hatte viel Freude mit Mathematik diese Woche. Wer etwas schon sicher kann, erklärt es einem anderen. Manchmal stehen alle auf dem Schlauch, manchmal verrechnet sich auch der Lernbegleiter, und die Kinder finden den Fehler. Manchmal läuft es bei allen. Und das ist so ein magischer, beschwingter, langer Moment, in dem alle die Zeit vergessen und man ewig weiter machen könnte.
Viele Kinder freuen sich montags auf Wiebke und lassen sich Nada-akupunktieren. Wiebke bleibt jetzt immer etwas länger, damit sie auch alle Anfragen bewältigen kann und die Kinder auch in Ruhe die Nadeln/Kugeln genießen können und sie nicht so schnell wieder rausmüssen.
Diese Kinder beschäftigen sich mit großer Hingabe mit den Sounds des Keyboards und erforschen der Klang des Keyboards.
Handarbeit ist nach wie vor „IN“. Die Kinder knüpfen Makramee Anhänger, häkeln und stricken.
Marie stellt einer Lernbegleiterin Aufgaben auf Französisch. Sie möchte, dass die Lernbegleiterin die Sprache lernt. Dazu nutzt sie einfache Sätze, („Du hast einen Hund.“ „Du hattest einen Hund.“) die die Lernbegleiterin hoffnungslos überfordert und alle am Tisch lachen mit ihr. Ja, es macht wirklich Spaß, jemandem etwas beizubringen oder mit jemandem etwas zu lernen!
Im Bewegungskreis spielen die Kinder grade gern Tick-Spiele: zum Beispiel Lavaticken oder Eisticken, wie hier mit Edward. Parkour mit Lukas ist nach wie vor ein Grund, alle anderen Aktivitäten an dem Tag links liegen zu lassen.
Die neuen Nähmaschinen sind da! Wir haben die erste am Mittwoch getestet (funktioniert 1A, wie herrlich!) und schonmal überlegt, was man für einen Nähmaschinenführerschein wissen und können muss. Denn wir wollen, dass uns die Nähmaschinen bei möglichst vielen kreativen Nähvorhaben zuverlässig begleiten.
Verbindlichkeit tut uns gut, wenn wir sie leben. Wir üben sie in der Schule. Eine unserer Übungen: Kommt euer Kind jetzt verbindlich am freiwilligen, langen Montag, oder nicht?
Es entstehen ganze Städte mit Läden, Kindergärten, Kraftwerken und Handelsbeziehungen aus Kapla. Neben den Gebäuden wachsen auch neue Freundschaften.
Wir haben mit Edward zusammen unseren ersten Kapla Film „das große Erdbeben“ -mit Ton und Musik- gedreht und gemeinsam angeschaut.
Doro hat ein neues Spiel für den Naturtag mitgebracht. Es heißt Adlerblick. Der Adler zählt und die Mäuse verstecken sich im Wald. Sie müssen aus ihrem Versteck heraus den Adler noch mit einem Auge sehen können. So hat der Adler, wenn er fertig gezählt hat, eine Chance. Wir lernen gaaanz genau hinzuschauen – und uns zu tarnen. Auf dem Weg finden wir Ross- und Esskastanien und sehen uns die Unterschiede an. Jedes Kind erzählt spannende Geschichten von persönlichen Tierbegegnungen.
Es gibt immer wieder neue Herausforderungen in unserem Schulalltag.
Um einige, aktuelle zu nennen: Einige Kinder brechen täglich die Schulregeln „stop-ist-stop“ oder die „niemanden-verletzen–Regel“, andere hören nicht auf ältere Kinder zu ärgern und bekommen dann manchmal ein „hartes Feedback“ weil diese mehr Kraft haben, wir finden kaputte Gegenstände -keiner wars – oder es war jemand, aber der „konnte ja nicht anders, weil jemand anders“……wir finden Mülleimer voller Schimmel, in die niemand etwas hineingeworfen hat, Brotdosen mit schimmeligen Resten oder angetrocknete Essensreste in Schälchen zwischen den Spielsachen, Räume werden inklusive aller Spielstraßen verlassen und „die anderen“ waren es…manche Raumregeln werden konsequent gebrochen, gleichzeitig möchten die Kinder dort frei spielen dürfen…etwas für die Gemeinschaft zu tun, -und nicht nur für sich selbst- ist für den ein oder anderen schwer vorstellbar; den eigenen Müll wegzuräumen ist manchmal eine kleine Herausforderung. Einen Antrag stellen, und dann auch noch in die SV kommen, ist für einige Kinder ein echter Angang, obwohl hier regelmäßig die Konsente ihrer Anträge „gefeiert“ werden. Alle möchten eine Schulfahrt machen, aber keiner möchte sich darum kümmern- oder sie haben einfach zu viele andere, wichtigere Dinge zu tun.
Wir haben diese Woche das Gespräch mit einer Gruppe gesucht. Ziel: die Bedürfnisse dieser Gruppe kennenzulernen und schauen, ob wir diese in unserem Angebot abdecken oder ob Änderungen notwendig sind. Außerdem wollten wir herausfinden, auf welche gemeinsam Aktion sie Lust haben, damit sie sich besser kennenlernen- und einander mehr vertrauen lernen können.
„Wir gehen mit 16 von der Schule und sind dann schon alle Milllionär- oder wenigstens kurze Zeit später. Entweder als Youtube-Star im Zocken oder weil wir im Internet einen Sponsor für unser Vorhaben gefunden haben. Wir bestellen uns einfach eine Pizza und tun dann den ganzen Tag, auf was wir Bock haben.“
Einige Kinder haben bei diesem Gespräch von vorn herein zu gemacht und durch coole Sprüche, laute Geräusche, Scherze, (auch ihre Freunde lächerlich machen), sich gegenseitig ins Wort fallen und sich gegenseitig nicht zuhören einen wirklichen Austausch unmöglich gemacht. Niemand hat sich vor den anderen getraut zu sagen, was er wirklich denkt und will. Und auch, wenn mehr angekommen ist, als wir während des Gespräches gedacht hätten…Wir lernen daraus und ändern die Strategie. Freie Schule bedeutet für uns nicht, Kinder einfach in ihrer Coolness und Ignoranz uns und ihren Freunden gegenüber allein zu lassen.
Schauen wir hin, sehen wir das Wesen, dass von seinen ehemals wichtigen Schutzmechanismen wie cool-sein (nicht fühlen) und andere ignorieren (nicht in Verbindung gehen) gefangen ist, und noch nicht frei sprechen oder handeln kann. Wir bemühen uns immer wieder, dieses Wesen wahrzunehmen, eine Verbindung aufzubauen und zu stärken. So dass es eines Tages die Fesseln der alten Mechanismen sprengt. „Gemeinschaft fördern“ steht grade wieder ganz oben auf unserer Agenda.
Wir bemühen uns auch gemeinsam in der SV darum, die Verantwortung für die verschiedenen Bereiche (zb Küche, Räume aufräumen) nun besser zu verteilen und die Kinder mehr in die Verantwortung zu nehmen. Freiheit und Verantwortung gehören für uns zusammen. Einige Kinder denken wirklich, dass freie Schule bedeutet: „Ich kann hier jederzeit machen was ich will. Gemeinschaft interessiert mich nur dann, wenn ich davon etwas bekomme.“ Dieses, oder andere unbewusste Mangelkonzepte, – übernommen oder selbst erschaffen – brauchen unsere Aufmerksamkeit im Alltag. Wir arbeiten daran, dass die Betreffenden mehr und mehr erkennen, wer sie wirklich sind (ohne ihre Mangelkonzepte) und welche Kraft in ihnen lebt. (Dieser Satz gilt übrigens auch für die Lernbegleiter.)
Zitat einer Schülerin:
„Bei manchem Kindern kann man richtig beobachten, dass sie Lernaufgaben für einander sind. Dann gibt es ein einen Konflikt, den die beiden dann für eine Weile miteinander haben. Irgendwann haben sie es dann geschafft, und das gelernt, was sie brauchten für ihr Leben.“
Unser Ausflug in den Kletterpark am Freitag
(ein SV Wunsch der Kinder) war wieder ein Schritt in diese Richtung. Hier sind wieder mal einige Kinder und Jugendliche über sich selbst hinausgewachsen. Und wir hatten so viel Spaß dabei!
Danke, liebe Eltern, dass ihr euch die Zeit genommen habt, zu fahren und unsere Kinder beim Klettern zu unterstützen! Ohne eure Hilfe wäre dieses tolle Erlebnis nicht möglich gewesen.