BOSO TAG Keramikerin

bei Franziska Otto in Neschow am 4.12.2. Frau Otto, Franziskas Mutter, ebenfalls Keramikerin, ist auch dabei.

Franziska mag ihren Beruf gern, weil sie kreativ sein, ihr ganz eigenes Design entwickeln und umsetzen kann. Jeder Keramiker hat seinen eigenen Stil. Sie mag nicht „auf Masse“ arbeiten, sondern bearbeitet jedes einzelne Teil liebevoll und individuell. Über die Jahre hat sie so ihren eigenen Stil weiterentwickelt. Viele Kunden lieben ihr Geschirr und wenn sie Zeit hätte, mehr herzustellen, könnte sie auch viel mehr Ware verkaufen. Franziska liebt es, mit ihren Händen zu arbeiten und sich dieser Arbeit hinzugeben. Sam fragt, ob Franziska ihre Arbeit als eine Art Meditation wahrnimmt? „Manchmal ist es Arbeit“, sagt Franziska und manchmal versinke sie tief in ihrer Arbeit und auf einmal sei ihr ganzes Regal voll mit gedrehten Teilen.

Franziskas Mutter ist auch Keramikerin und so ist sie mit diesem Handwerk aufgewachsen. Sie hat schon als Jugendliche ihrer Mutter geholfen. An vielen Wochenenden hat sie mitangepackt um die Ware auf den Kunsthandwerker Märkten zu verkaufen.

Keramiker werden kann man heute an einer Art Hochschule- oder man kann bei einem Meister in die Lehre gehen. Franziska hat Abi gemacht und ist dann in die Lehre gegangen. Manchmal kann man die Lehrzeit verkürzen, wenn man Abi hat, aber ihre Meisterin hat darauf bestanden, dass Franziska drei Jahre bei ihr lernt. Zusätzlich musste sie zur Berufsschule gehen. Denn was beim Zuschauen für uns so leicht bei ihr aussieht, ist in Wirklichkeit die Übung und Erfahrung vieler Jahre.

Wir bekommen alle die Gelegenheit, selber ein Stück Ton auf der Drehscheibe zu bearbeiten.

Um einen Becher herzustellen, müssen sowohl feine als auch sehr kraftvolle Arbeiten ausgeführt werden. Franziska zeigt uns, worauf es bei der Vorbereitung des Tons ankommt. Es dürfen keine Luftblasen mehr drin sein und die Masse muss durch kraftvolles Aufeinanderschlagen und immer wieder durchkneten homogenisiert werden.

Zuerst muss man den vorbearbeiteten Tonklops mit viel (!) Kraft in die Mitte (!) der Drehscheibe klatschen. Sonst hält er nicht und fliegt beim Drehen weg. Die Hände müssen nass sein und gut über den Ton glitschen, sonst klebt er an den Händen und löst sich von der Scheibe. „Es ist ganz schön schwer, den Tonklops mit den Händen festzuhalten und dann gleichzeitig noch Gas zu geben“, findet Charlotta. Bremsen tut man mit dem anderen Fuß. Das Tonstück in der Mitte gleichmäßig zu halten und zu formen ist für uns alle eine echte Herausforderung. Wir konzentrieren und ganz auf unsere Hände. Jede kleine Änderung in der Handhaltung hat eine Auswirkung das Tonteil, das wir grade bearbeiten. Es ist ganz still im Raum. „ Als ich den Ton bearbeitet habe, habe ich gar nicht mehr mitbekommen, was im Raum besprochen wurde. Ich war ganz in meine Arbeit vertieft“, stellt Tuana fest, „wenn wir so einen Kurs in der Schule hätten, würde ich jedes Mal kommen.“ „Ich hatte schon ein kleines Schälchen fertig und dann ist mir der Rand oben abgeflogen. Es sieht bei Franziska so leicht aus, aber wenn man es selber macht, ist es erst mal ganz schön wackelig“, berichtet Emma.

Franziska hat für jeden von uns Becher vorgedreht und trocknen lassen, so dass wir diese jetzt individuell verzieren können. Sie müssen noch „abgedreht“ werden, so dass sie einen glatten unteren Rand bekommen. Wir schauen zu. Abgedrehte Ton Schnirpsel werden in Wasser eingeweicht und sind wiederverwendbar, solange sie nicht in den Dreck gefallen sind oder gebrannt wurden. Dann sind die ersten Becher abgedreht und eine Gruppe kann schon verzieren während die anderen die Arbeit an der Drehscheibe ausprobieren.

Franziskas Mutter ist auch da, unterstützt Franziska und hilft uns. Sie erklärt uns, wie wir die Stempel richtig auf die Becher setzen ohne versehentlich den Becher zerstören. Dafür muss man sich natürlich erst mal für einen -oder mehrere- der vielen schönen Stempel entscheiden und sich herantasten, den passenden Druck mit dem Stempel auszuüben. Es gelingt allen. Sie berichtet, dass es ganz verschiedene, kreative Brennverfahren gibt, die zu außergewöhnlichen Oberflächen-Effekten führen, und dass man den Ton auch zu Gefäßen aufbauen kann, ganz ohne Drehscheibe, je nachdem was man vorhat. Sie zeigt uns verschiedene Keramikteile in sehr unterschiedlichem Stil aus Franziskas Küche. Wir erfahren, dass es sehr viele Sorten Ton gibt, wie er in die Werkstatt kommt und dass Porzellan ein sehr feiner Ton ist, durch den Licht leicht hindurchscheint. Unter einer weißen Glasur kann man nicht mehr erkennen, dass der Ton mal rot war.

So viele einzelne Schritte und Extras, wie Ton vorbereiten, trocknen lassen, einen Henkel herstellen und am Becher befestigen, stempeln, Teile des Bechers mit Kaltwachs einpinseln, Eisenoxid für bestimmte Effekte auftragen und wieder abwaschen, brennen, noch mal trocknen lassen, Glasur auftragen, noch mal brennen…wie viel Arbeit in so einer Tasse steckt, das kann man nicht ahnen, wenn man es nie gehört oder erlebt hat! „Ich fand richtig toll, dass Franziska uns die verschiedenen Schritte der Becher Herstellung gezeigt hat, und dass wir dann zwei davon selber durchführen durften“, erzählt Malin begeistert. Käthe ergänzt: „Ja, es war so toll, dass wir das mal selber machen konnten!“

Die Becher, die die Mädchen verziert haben, wird Franziska noch für uns glasieren und brennen.

„Wenn ich viel Geld hätte, würde ich den ganzen Laden hier leerkaufen. Am liebsten aber würde ich mir mein ganzes Geschirr selber machen, es macht so viel Spaß “, sagt Elina.

 

Danke, für den spannenden und lehrreichen Tag mir dir, liebe Franziska, wir kommen gerne wieder!

 

„Ich fands richtig gut.“ Sanya

„Ich würde hier gern mal ein Praktikum machen.“ Elina