Wochenbericht 25.3. bis 28.3.24
Die unbequemen Inhalte zuerst. Diese Woche gab es eine Vollversammlung (verpflichtende Versammlung für alle) und eine Versammlung aller Kartenspieler, weil die besten Pokemon Karten 2er Jungs in unserer Gemeinschaft weggekommen sind. Dass sie nicht ausversehen verschwunden sind oder es sich um einen Scherz handelte, sondern dass einzelne, wertvolle Karten bewusst weggenommen worden sind, dies konnte die Gruppe anhand unserer aller Beobachtungen eindeutig feststellen.
Die erste Versammlung schloss mit dem Konsent, dass der unrechtmäßige Kartenbesitzer die Karten innerhalb von 2 Tagen zurückgeben muss und dazu verschiedene Möglichkeiten hat, die alle im großen Kreis besprochen wurden, so dass er genügend Ideen hat, wie er das unerkannt bewerkstelligen kann. Schließlich kann jeder mal einen Fehler machen, was ihm dann im Nachhinein richtig leid tut und er will es wieder gut machen, findet aber keinen Weg und läßt es dann, aus Angst sein Gesicht zu verlieren, bleiben. Das hatte die Schulgemeinschaft schon mitbedacht und deswegen wurde auch eine Kiste aufgestellt, in die jeder etwas reinwerfen durfte, damit derjenige es leichter hat, dort unauffällig die Karten zurückzugeben. Er bekam auch die Möglichkeit sich einem Erwachsenen anzuvertrauen, der denjenigen weder ausschimpft, straft, noch weitererzählt, wer es war und ihm hilft, die Karten unerkannt zurück zu geben.
Das hier haben wir in der Kiste gefunden:
Leider sind die Karten nirgendwo aufgetaucht. Nur 2 Kartendecks sind zufällig in einem Fach und in einer Kiste von anderen Kindern wieder aufgetaucht. Allerdings fehlten bei beiden Decks die besten Spielkarten. „Es fühlt sich nicht gut an, wenn man die Karten, die man nicht genommen hat, dann in seiner Kiste wiederfindet.“
Also gab es für alle, die mit den Karten etwas zu tun haben, und die darüber entscheiden wollen, was jetzt zu tun ist, eine weitere Versammlung. Dass man bei so einer Versammlung teilnehmen muss, obwohl man es nicht war, ist ärgerlich. Man könnte etwas Angenehmeres machen in der Zeit. Klar ist aber auch, dass jeder Teilnehmer den beiden Jungs, die beklaut worden sind, dabei helfen möchte, die Karten wieder zu bekommen bzw wenigstens neue Ersatzkarten dafür zu erhalten.
Was uns am meisten beschäftigt hat: dass es Absicht war und, dass wir wissen, dass einer unter uns ist, der anderen Kindern etwas geklaut hat. Und, dass er es immer wieder tun könnte. Dieser Gedanke hat uns erschüttert. Wir können hier jemandem nicht vertrauen und wir wissen nicht, wer es ist. Die Kinder haben seit dem Angst um ihre Sachen. Manche Kinder bringen deswegen ihre Karten jetzt nicht mehr mit in die Schule.
Den Pokemonkampf kurz unterbrechen für den Morgenkreis? Geht nicht mehr-„ich muss erst alles wegräumen und unten in meinen Rucksack stecken, sonst sind nachher meine Karten auch noch weg.“
Alle waren sich auch jetzt einig: Strafe? Wollen wir nicht, das ist völlig uninteressant. Verdächtigungen? Das geht gar nicht ohne Beweise. Auch nachdem wir viele Lösungsvorschläge und Ideen durchdacht haben:
„Wir wollen, dass derjenige die Karten zurückgibt.“ Das ist die einzig akzeptable Lösung für alle.
Denn, dass die Gemeinschaft dafür bezahlen muss, dass ein Einzelner Karten klaut? Dieser Gedanke hat einige Kinder wirklich wütend gemacht. Wir hoffen darauf, dass die Karten in den Osterferien zurückgegeben werden. Im Chat ist eine Liste, welche Karten es genau sind. Wenn das nicht klappt, kaufen wir mit einem unguten Gefühl, -weil das Vertrauen nicht wieder hergestellt werden konnte- danach neue Karten vom SV Budget.
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Einige Kinder beschäftigen sich aus sich selbst heraus intensiv mit den Materialien im Weltraum. Samarah sagt in Rekordtempo das Alphabet auf, sortiert die Holzbuchstaben und spielt mit einer Lernbegleiterin fast einen ganzen Vormittag lang verschiedene Spiele zum Hören, Schreiben und Lesen der Buchstaben. Im Spiel „ABC-Duell“ muss man möglichst schnell auf Wimmelbildern Dinge mit einem bestimmten Anfangsbuchstaben finden. Das ist gar nicht so einfach wie es zunächst klingt. Wenn wir einmal überhaupt nicht weiter wussten, haben wir einfach Quatschwörter mit dem gesuchten Buchstaben erfunden: Sisch, Seller, Sapfel, Swieback, Säse, Sudeln… So hat die Beschäftigung mit dem Klang der Anlaute richtig Spaß gemacht!
Am Mittwoch haben wir unseren ersten Erste-Hilfe-Kurs für Kinder durchgeführt. Wir haben uns mit dem Herz-Lungen-Kreislauf beschäftigt und erfahren, warum die ErsthelferInnen im Falle eines Kreislaufstillstandes eine so wichtige Rolle spielen: Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes dauert es durchschnittlich 9 Minuten. Das Gehirn kann aber schon nach 3-5 Minuten unwiederbringlichen Schaden erleiden. Hier ist das Zeitfenster für ErsthelferInnen. Länder in denen in der Schule regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse angeboten werden, haben deutlich höhere Überlebensraten bei plötzlichen Herz-Kreislaufstillständen. Mit Interesse haben die Kinder verfolgt, wie im Notfall reagiert werden sollte und ihr Wissen dann mit Eifer in die Tat umgesetzt.
Unsere Reanimationspuppe hatten wir aus einem T-Shirt und einer Plastikflasche selbst gebastelt und sie wurde dank unserer tatkräftigen Ersthelferinnen wiederholt erfolgreich zurück ins Leben geholt.
In der Zauberwerkstatt sind diese Woche Aquarellbilder, Kuscheltieraccessoires und Ostergeheimnisse entstanden.
Diese Mädchen verpassen dem Spiel „ die drei Fragezeichen“ ein Upgrade. Ihnen gefielen die Bilder der Menschen dort überhaupt nicht. Zunächst haben sie neue, schönere Charaktere entworfen und dazu auch gleich ein neues Spielbrett. Das Original war viel zu klein.
Aufräumen gehört irgendwie dazu. „Mit Musik macht es aber mehr Spaß.“
Max hat den interessierten Kindern seine Comic-Zeichnen Künste erklärt und gemeinsam mit ihnen gezeichnet.
Am Montag haben wir mit unseren zukünftigen MSA-AbsolventInnen gemeinsam unseren bisherigen Jahresplan besprochen. Wie wir lernen wollen, wie lang, wie oft… Alle fanden die Idee gut, dass wir mit einer kleinen Fahrt starten, wo wir uns gegenseitig gut kennenlernen und uns auch Gedanken darüber machen: Wie war meine Schulzeit bisher? Was will ich nach dem MSA machen? Was begeistert mich? Was kann ich gut? Was kann ich noch nicht so gut, will ich aber lernen? Wie geht’s mir, wenn ich an die Prüfung denke? …. Für die Fahrt haben wir uns ein Selbstversorgerhäuschen gebucht und werden Ende September für 2 Nächte dort hinfahren.
Nach diesem Gespräch, und was wir dann alles dort Schönes machen werden, waren die Jugendlichen in so einer fröhlichen Aufbruchs- und Anpackstimmung, dass sie gleich die ersten praktischen Voraussetzungen fürs gemeinsame Lernen geschaffen haben:
Unsere große Umgestaltungsaktion im Dschungel
Wir brauchen unbedingt mehr Platz zum Lernen und zum Zusammensitzen. Außerdem wollen wir mehr Licht im Dschungel. Nachdem wir in großer Runde Ideen ausgetauscht und diskutiert hatten, haben wir direkt losgelegt. Regale umgestellt, Sofas verschoben und fast alles neu arrangiert. Das Ergebnis spricht für sich und wir haben sogar etwas mehr Platz für den Morgenkreis.
Wir haben auch festgestellt, dass jetzt alle „Dschungelkinder“ auf ein Sofa passen.
Mittwoch war Grundstückstag.
Als wir Richtung Camp unterwegs waren, haben wir Rehe auf unserem Hügel gesehen! Später auch Hasen und Marienkäfer. Der Boden wird grün, auf unseren Beeten wächst noch Spinat, Feldsalat, Petersilie und Schnittlauch.
„Grundstückstag“ hieß diesmal: das riesige Grundstück erkunden, neue Häuser bauen, Feuer machen, Stockbrot grillen, Zuckerschoten, Möhren und Radieschen pflanzen….und am Feuer über wichtige Themen sprechen. Diesmal ging es um Videospiele. Welche Spiele mag, spiele ich und warum? Und welche nicht? Was könnte darin sein, wenn mir jemand ein unbekanntes Video schickt? Kenne ich den Absender? Sich heimlich Spiele runterladen, die ab 18 sind….
Zitat einer unserer Deutschlehrerinnen: „Jetzt haben wir echt viele Wochen lang täglich an den Deutsch Themen gearbeitet, erst an Vera, dann an den MSA Themen. Ich bin so erstaunt, wie wissbegierig und konsequent sie dran geblieben sind!“
Wenn uns im Team etwas aneinander auffällt, bei dem z.B. wir ein komisches Gefühl haben, oder wir wahrnehmen, dass jemand Schwierigkeiten mit etwas hat, dann sprechen wir ihn an, um gemeinsam die Situation für alle zu verbessern. Im ersten Moment kann sich das für den, der das dann hört, unangenehm anfühlen. So als ob man einen wunden Punkt getroffen hat.
Wenn man darüber eine paar Tage nachsinnen konnte, was sich unter diesem Gefühl verbirgt, verändert sich diese Wahrnehmung. Es kommt z.B. diese Feststellung: „Gut, dass ihr es angesprochen habt, ich versteh jetzt, dass mein Verhalten an dieser Stelle nur einem gaaanz alten Muster entspricht, so wie ich längst nicht mehr bin- und was ich nicht mehr brauche. Ich bin erleichtert und froh, dass mir die Sache jetzt so klar geworden ist und ich das alte Muster jetzt mit eurer Unterstützung aussortieren kann.“
…
Am Ende der kurzen Woche haben wir unsere Praktikantin Emma verabschiedet. Um es mit Devis Worten zu sagen:
„Liebe Emma, ich wünsche dir alles Gute und ganz viel Glück auf deinem Weg, der dich dann zu uns führt.“
Das Abschluss-Völkerballspiel war eines der besten Völkerballspiele überhaupt. So viele fröhliche und faire Mitspieler. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal! Jetzt wüschen wir euch schöne Osterferien!