Wochenbericht 11.11. bis 15.11.
Diese Woche war sehr turbulent und auch anstrengend. Unsere Mitarbeiterinnen im Hafen hatten besonders viel mit den vielen Schulregelbrüchen und dadurch entstandenen Konflikten zwischen den Kindern zu tun. Das Lernbegleiterteam steht nun vor vielen Fragen und sucht nach Lösungen, die wir gemeinsam mit den Kindern finden möchten.
Als Jan und Jane uns ein geschenktes Sofa organisiert und hergefahren hatten, (danke dafür!) haben sich Kinder geweigert, dieses Sofa ein Stück mit zu tragen, bzw ein anderes Sofa dafür wegzutragen. „Ich sitze grade so gemütlich hier, ich kann jetzt nicht.“
Ehrlich gesagt, gab es diese Woche mehrere Momente, an denen die Lernbegleiter fassungslos über das Verhalten (bzw die konsequente Verweigerung) einiger Kinder waren. Wir fragen uns, gehen wir so mit euch um?
Besonders die Kinder, die viele Konflikte produzieren und damit die Stimmung eines ganzen Raumes beeinflussen, sehen wir selten in der Schulversammlung oder wenn es darum geht, etwas für sich und andere zu organisieren.
Ein anderes Kind behauptet beispielsweise, es kann schon alles an Sozialverhalten… und Magicspielen reicht als MSA Vorbereitung, während es sich auf dem Sofa mit einem anderen Kind haut.
Warum machen manche Kinder lieber Dinge (Möbel, Spiele, Sportgeräte, Räume) kaputt, als etwas herzustellen?
Wir bieten, wie ihr sehen könnt, übers Jahr gesehen eine sehr große Auswahl an Projekten und Tätigkeiten an. Es gibt Kinder, die dieses Angebot so gut wie nicht nutzen. Eigene Vorschläge machen sie nicht, auch auf wiederholte Nachfrage nicht. Wie kann es uns gelingen, sie auch mal für andere Dinge zu interessieren? Es gibt so viele spannende Themen, Projekte, Dinge, die man herstellen kann,….
Manche Kinder sagen, sie bleiben lieber unter sich, weil sie mit Erwachsenen nichts zu tun haben möchten.
Es ist für sie selbstverständlich, alle Freiheiten- und natürlich die bereitgestellten Materialien und Strukturen, die andere in stundenlanger und wochenlanger Arbeit seit Jahren immer wieder weiter entwickeln, zu nutzen. Wenn sie das Sofa verlassen sollen, um mal kurz irgendwo zu helfen oder sich für Gemeinschaft zu engagieren, kriegen wir ein klares nein oder eine Beschwerde. Nehmen wir ihnen zu viel „Arbeit“ ab? Erfüllen wir zu schnell die Wünsche der Kinder?
Gemeinsam getroffene Entscheidungen, die eine Verbindlichkeit beinhalten, werden im Nachhinein als Zwang dargestellt. Wie kann das sein?
Kinder, die diese Schule schon mehr als ein Jahr oder auch mehr als 3 Jahre besuchen, behaupten, sie wüssten nicht, dass Handys in der Schule nicht erlaubt seien usw. Wir fragen uns: haben wir das nicht verständlich genug erklärt? Sprechen wir zu „erwachsen“?
Besonders fällt uns auf, dass es in einer Gruppe Jungs zwischen 9 und 13 Jahren oft passiert, dass sie sich gegenseitig runterziehen. Wenn einer etwas gegen einen Kurs/ein Projekt sagt, dann sind danach alle dagegen, obwohl sich die gleichen Kinder einzeln vorher auf das Projekt gefreut haben. Darüber, und über alle anderen oben genannten Themen denken wir nach, beraten und probieren aus, was helfen könnte.
Unser Team hat am Donnerstag deswegen noch über zweieinhalb Stunden zusammengesessen und überlegt, wie wir damit umgehen wollen. Die Kinder nehmen bisher unsere Einladung in die Schulversammlung nicht wahr, um dort gemeinsam Konsequenzen für Regelbrüche festzulegen sowie einen für uns passenden Umgang mit Konflikten zu erarbeiten. Die Kinder, die bisher da waren wollten ganz klare Strafen. Das wollen die Erwachsenen nicht. Hier haben wir ein echtes Lernfeld.
Am Dienstag war Jana von der Akademie für Gewaltprävention bei uns und hat mit drei Gruppen in der Aula gearbeitet.
Die erste Gruppe hat gemeinsam überlegt: Was ist Wut? Wie können wir mit Wut umgehen? Wut ist ein Gefühl genau wie aller anderen Gefühle. Wie können wir Wut rauslassen, ohne jemanden zu verletzen?
Die Kinder haben erzählt, wie sie mit Wut umgehen, ohne jemanden zu verletzen, zum Beispiel laut in ein Kissen schreien oder auf das Kissen schlagen.
Als nächstes haben wir geübt laut ,,stop“ zu sagen.
In der zweiten Gruppe haben wir über Streit gesprochen. Streit gehört zu unserem Leben dazu. Es ist wichtig zu lernen, Konflikte zu lösen.
Bei einem Streit gibt es keinen Gewinner. Wenn zwei sich streiten, soll sich kein dritter einmischen. Hierbei haben wir auch über unsere Körperhaltung gesprochen und geübt, laut „stop“ zu sagen. Jana hat uns beigebracht, wie wir unsere Hände befreien können, wenn uns jemand festhält.
In der dritten Gruppe war das Thema Selbstwert, Selbstbewusstsein und Körperhaltung.
Wie wirken verschiedene Körperhaltungen auf die anderen Menschen?
Dabei haben wir uns unsere Körperhaltung angeschaut und analysiert. Anschließend hat uns Jana eine selbstbewusst wirkende Haltung (oder Stand) gezeigt und erklärt, warum diese Körperhaltung auf andere selbstbewusst wirkt.
Jana hat uns Tricks aus der Selbstverteidigung gezeigt und uns sehr neugierig gemacht, mehr zu lernen.
Wir freuen uns auf nächsten Dienstag!
Dankeschön Jana, für den schönen Tag mit dir.
Niemand hat mit den Kindern geschimpft, weil sie eine Wand gelöchert und beschriftet haben; wir haben gesagt: „An alle Beteiligten, bitte kommt um 9Uhr mit hoch, wir schauen uns an, wie wir das wieder reparieren können und tun es dann.“ Es kommen 4 von xx Kindern, bereit die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Im Laufe der Zeit kommen mehr und mehr Kinder in die Aula und beraten mit. Nächste Woche wird repariert!
Am Naturtag hat die erste Gruppe Kinder ihr Weidenhaus fertig gebaut. Das Erde-schaufeln ist anstrengend.
Sie haben selbst das Feuer mit Feuerstahl und Birkenrinde anbekommen, eine langwierige- aber auch lohnenswerte Arbeit, denn dann haben wir Feuer fürs Stockbrot.
Andere Kinder haben sich von dem Weidenprojekt inspirieren lassen und bauen jetzt auch an ihren Weidenhäusern.
Eine Gruppe Mädchen möchte einen Film drehen. Sie bauen ein aufwendiges Filmset auf, erkunden die Instrumente, um Schulgong und Ähnliches zu vertonen, sie verteilen Sprechrollen und filmen selber. Dabei gehen sie planvoll und kooperativ vor.
Tanja hat getrocknete Blätter mitgebracht und am Hafentisch entstehen wunderschöne Papier Schachteln.
Eine Gruppe Kinder beschäftigt sich mit dem Thema Steinzeit. Wie stellt man mit einfachsten Mitteln Kleidung oder Mehl her, wie entzündet man ein Feuer mit Feuerstein?
Anna bekommt diese Woche Unterstützung von einer jungen Näh-Lehrerin: Emma näht komplett selbstständig, sie hilft und erklärt es anderen und gibt Tipps während die Kinder Kleidungsstücke oder Gegenstände für ihre Kuscheltiere (Wände, Schlafsack, Mütze, Decke, Kissen…) nähen.
Eine andere Emma bringt mehreren Kindern Fingerstricken bei. darunter: Joshua, Karl, Mads und Mattheo. Mads und Mattheo stricken daraufhin drei Stunden am Stück eine meterlange Kette! Otto hat Lena Fingerstricken beigebracht.
Sehr geduldige und sorgfältige Hände haben diese Haargummies umhäkelt:
Die Jugendlichen der Abschlussgruppe beschäftigen sich mit ihren Geographiethemen. Alle haben ein Oberthema gefunden, das sie interessiert. In Mathe gehen sie alte MSA Prüfungen durch und hätten den Stereometrie-Teil schon bestanden! Unten seht ihr Andrea mit Kindern, die gern zusammen Englisch lernen wollen.
Liebe Eltern, im Wochenbericht lest ihr immer nur einen Ausschnitt aus unserem Wochengeschehen. Wie viele kleine- und große Schritte im Miteinander, im Ausprobieren, Werken, Erforschen oder im Lesen- und Schreiben lernen bleiben hier jede Woche unerwähnt!