Wochenbericht vom 14.10. bis 18.10.24

Schaut euch auch unten den Extra-Bericht über unsere beiden Tage mit dem Tischler Ingmar Mumm an.

Unser Schulflohmarkt hat am Dienstag und am Mittwoch stattgefunden. Man munkelt, wir haben da so einige, geborene Händler unter uns. Diese haben bei anderen, jungen Verkäufern Dinge erworben und dann an ihrem eigenen Stand dieselben Sachen für einen höheren Preis angeboten – und verkauft. Manche Kinder haben viel Geld verdient, andere haben tolle Dinge gekauft. Ein Kind hat festgestellt, dass bei ihm kaum jemand kauft. Anstatt sich zu ärgern, fing es an, sich und sein Angebot zu reflektieren. Es hat sich dann vorgenommen, am nächsten Tag spannendere Sachen zum Verkaufen mitzubringen. Der Flohmarkt hat auch einen neuen Schul-Trend ausgelöst: Zauberwürfel.

Wir erleben immer wieder, dass bestimmte Interessen „in Wellen“ – für eine gewisse Zeit- durch die Schule gehen. Ein Kind oder ein Lernbegleiter fängt mit etwas an, andere sehen es und machen es auch. Sie tauchen in die Welle ab und setzen sich mit einer Sache länger auseinander. Bis das nächste kommt. Grade rollt zum Beispiel eine Strickwelle.

Kiki hat die Werkstatt komplett aufgeräumt und alle unsere Materialien sortiert und ausgemistet.

Überall in der Schule sitzen wieder Kinder mit ihren Strickutensilien. Manche stricken schon seit Tagen oder Wochen an einem Teil. Sie holen sich immer wieder mal Hilfe von Andrea oder Kiki und arbeiten dann sorgfältig und unermüdlich an ihren Werken weiter. Manchmal entstehen hierbei lustige- oder auch tiefe Gespräche untereinander.

Monopoly – oft mit veränderten Regeln, damit es auch allen Beteiligten übereinen längeren Zeitraum Spaß macht-, ist grade wieder sehr gefragt, besonders bei jüngeren Kindern. Wenn wir ihnen zuhören, bemerken wir, wie erstaunlich gut, ja, mühelos diese jungen Kinder schon mit größeren Zahlen rechnen können. Sie besprechen zwischendurch wieder respektvoll die Spielregeln und ob das Spiel so fair ist.

Das Parkourspiel Gefängnisausbruch hat viele Kinder begeistert. Hierbei muss sich jeder einzelne (auch mit Hilfe des Teams) an einer aufgestellten, blauen Weichbodenmatte hochziehen und auf der anderen Seite wieder herunterlassen. Es ist erstaunlich, wie gut auch die kleineren Kinder diese anstrengende Übung geschafft haben und wie sehr sie bereit waren, sich immer wieder dafür anzustrengen. (Davon gibt es kein Foto, weil der Lernbegleiter mit Matte-halten beschäfigt war). Manche Größere haben konsequent und ohne Aufforderung den ganz Kleinen geholfen. Sie haben sich gegenseitig Mut gemacht und sich angefeuert. Sie wollten es unbedingt schaffen. Was für ein Einsatz! Ja, sie haben sich regelrecht hoch gekämpft!

Große Freude in der Schule: Aaron, der bisher auch mit uns programmiert hat –und der auch ein super Fußballtrainer ist, kommt jetzt zweimal pro Woche zu uns.

Emma und Marie haben ein Spiel erfunden. Das Spiel ist sehr beliebt. Es heißt „Lachen“.

Ein Kind hat ein Spirographen-Set mitgebracht. Wenn man den Stift nicht zu locker und nicht zu fest hält und eine flüssige Linienführung hinbekommt, sind die Ergebnisse wirklich schön. Dafür muss man sich ganz schön konzentrieren.

Auf Wunsch einiger Jugendlicher behandeln wir in Geschichte das Thema „Erster Weltkrieg“. Zunächst erarbeiten sie sich -gemeinsam und mit Tanjas Unterstützung- anhand von Text- und Bildquellen die Situation Europas im 19. Jahrhundert und die Situation unmittelbar vor Kriegsbeginn. Sie lesen Zitate unterschiedlicher Historiker und Historikerinnen, die die Schuld für den Beginn des Krieges unterschiedlich bewerten. Sie sprechen über Kriegsführung und die Auswirkungen im Kampfgebiet und im Inneren des Landes. Es ist allen anzumerken, dass dies kein leichtes Thema ist.

In Bio und Erdkunde ging es diese Woche hauptsächlich um MSA Themen Findung.

Gregory wollte unbedingt freiwillig einen Veratest schreiben und hat sich mit Begleitung hindurchgearbeitet.

Lilly und Devi nähen mit der Nähmaschine Jacken für ihre Kuscheltiere. Sie wählen Stoffe aus und denken über die richtige Größe nach. Das Nähen mit der Nähmaschine bewältigen sie mit Annas Hilfe.

Diese Woche haben wir mit der Gruppe, mit der wir letzte Woche das Gespräch hatten, die erste gemeinsame, abgesprochene Aktivität begonnen. Wir bauen zusammen ein „Haus“ aus lebendigen Weiden auf unserem Grundstück. Ja, erst mal nur mit einem Teil der Gruppe, denn die anderen waren beim Flohmarkt beschäftigt.

Sie haben den Anfang geschafft.

Andere Gemeinschaftsaktivitäten, bei denen ein Ergebnis gefragt ist -heute ein Feuer, damit wir Stockbrot machen können, was sie ja auch gern essen möchten und ein Spiel- fallen ihnen sehr schwer. Sie hören nicht zu, was zu tun ist, spielen mit dem Feuerstahl, lenken sich gegenseitig ab und helfen auch nach mehrfacher Aufforderung immer noch sehr spärlich – und manche konsequent gar nicht. Auch ein gemeinsames beliebtes Mannschaft-Spiel kommt nicht in Gang, weil immer irgendjemand die Regeln bricht oder sie vermeintlich bricht, so dass sich andere ungerecht behandelt fühlen und dann das Spiel abbrechen um ihrer Wut und Enttäuschung Luft zu machen oder lang darüber zu diskutieren. Nach langen drei Versuchen brechen alle ab.

Eine Lernbegleiterin fühlte sich an einem Tag körperlich zu matt, um in die Schule zu kommen. Da sie aber Lust auf Denken hatte und das auch gut ging, hat sie eine Online Mathe Stunde angeboten. Nach anfänglichen, technischen Herausforderungen hatten die Jugendlichen eine produktive Mathestunde.

Es sind weitere Kapla Filme entstanden, bei denen die Kinder die Regie übernommen haben. Jeder übernimmt eine Aufgabe: den Raum vorbereiten, Gebäude aufbauen oder zum Einsturz bringen, stimmungsvolle Film-Geräusche oder Filmmusik erschaffen, Schrift für den Titel und den Abspann auswählen, mystischen Nebel herstellen, den Bildausschnitt überprüfen, … Sie schauen sich ihre Ergebnisse an und besprechen Verbesserungsmöglichkeiten und planen eine Fortsetzungen.

Wir haben diese Woche viele Konfliktgespräche geführt. Manchmal mehrfach mit bestimmten Kindern. Oder auch mit Gruppen. Fürs erste scheinen sich einige Knoten zu lösen und wir konnten an diesen Punkten Entspannung wahrnehmen. Eine Gruppe Kinder spricht besonders konstruktiv und ehrlich miteinander und beschließt, nicht mehr zu hauen oder zu bedrohen weil keiner es gern mag. Einige Zitate dazu:

„Wir haben wieder angefangen uns zu hauen, obwohl keiner es möchte, jetzt kommen wir da nicht raus. Wenn mich einer haut, dann kann ich nicht anders, dann muss ich zurück hauen.“

„Es macht so mir viel Spaß mit euch zu spielen! Ich will, dass wir einfach gut zusammen spielen – ohne Hauen. Zu dritt ist es schwierig, da kommen wir immer in Streit. Wir brauchen einen vierten Mann.“

„In einem Raum gab es Streit zwischen meinem Freund und einem Mädchen. Ich habe den Raum verlassen, weil ich nicht beteiligt war und auch keinen Streit wollte. Das Mädchen ist mir kurze Zeit später gefolgt und hat mich angegriffen, weil sie wütend war, aber nicht auf mich, sondern auf meinen Freund. Ich bin ihr ausgewichen und dabei ist sie hingefallen. Das wollte ich gar nicht. Ich habe mich bei ihr entschuldigt.“ – „Später hat auch das Mädchen sich für ihren ungerechten Angriff entschuldigt.“

 

Am Donnerstagabend sind über 60 Menschen zu unserem Kennenlernelternabend gekommen! Wow! Wir haben kaum alle in den Dschungel rein gepasst. Die Stimmung war gut und es kamen interessanterweise wirklich wertschätzende Bemerkungen von den Teilnehmern. (Sie kannten uns ja nicht). Andrea, Dennis und Lena haben unseren Schulalltag und seine Herausforderungen geschildert und Fragen beantwortet. Wir freuen uns auf euch, neue Familien!

 

Zitat einer Lernbegleiterin:

„Ich habe noch nie in einem so offenen und wertschätzenden Team gearbeitet. Hier ist niemand gegeneinander; das kenne ich überhaupt nicht. Jeder bringt so etwas ganz Persönliches, Bereicherndes mit ein. Und wie ihr mit verschiedenen Meinungen umgeht…ich bin echt baff vor Begeisterung!“